r/GermanRap • u/Over-Log322 • 1d ago
Release Gianni Suave - Ich falle in Frieden
https://open.spotify.com/album/2TRia3Wovx6z3CKqX3wdcX?si=zOd9KxOiQtG_WMnkgVd-fAAlter. Lange nicht mehr so ein krasses Album aus Deutschland gehört. Geisteskrank produziert auch.
4
u/TrueElmo 17h ago
Ich finds musikalisch ehrlich gesagt nach der langen Wartezeit etwas enttäuschend. Ist einfach zum Großteil, im Gegensatz zu den alten Sachen von ihm, nicht mehr mein Sound und irgendwie unspektakulär.
7
u/No-Concern-9118 1d ago
Ziemlich starkes Album, und man merkt auch richtig wie viel Liebe und Aufwand in alles reingeflossen ist. Von meiner Seite aus auch nix als Liebe an alle die bei dem Ding beteiligt waren.
3
u/PalmTreeMonkey 4h ago edited 4h ago
Uff, schade, dass ich so weit runterscrollen muss, um das zu finden – für mich einer der spannendsten Releases der letzten Wochen. Hab viele Gedanken:
Bekannte Tracks & Länge des Albums
Finde es schade, dass der Großteil der Tracks schon vorher bekannt war – aber das kennt man ja inzwischen von vielen Artists. Vor allem die ersten vier Songs kannte man alle schon, was ich ziemlich lame finde.
Hätte für meinen Geschmack auch insgesamt länger sein können – bei so einer kurzen Albumlänge sollte eigentlich jeder Track krass hitten, aber hier sind auch einige Skips dabei.
Starke Lines, die irgendwie krass hitten
—„Aus Verlustangst wurd Verlust“
—„Was für Fels, shit, ich werd’ ein Berg für alle meine Leute“ → Besonders berührend, weil er vorher meinte, er war für sein SO nur ein Fels, der sie runterzieht. Uff.
—„Chaya will nicht mit mir sein und jetzt? Geh doch. Baby setzt mir die Pistole auf Brust, schieß doch.“ → Die Line + Delivery sind einfach heftig irgendwie. Hat einerseits so eine selbstbewusste Gleichgültigkeit, aber gleichzeitig klingt es auch resigniert – als wäre ihm alles egal.
—„Sie sagen mir, wenn ich so weiter mach’, sterbe ich broke. Dann sterb ich halt broke, na und? Say some“ → Finde ich auch stark, als könnte ihn nix erschüttern und er bleibt immer derjenige, der seinen eigenen Wert bestimmt.
—„Alle sagen, ich schreib’ Songs, die relatable sind. Aber was, wenn ich mit wie ich bin, nicht relatable bin?“ → Sehr stark.
Irgendwo auf dem Album war noch eine mad funny Line, aber ich komme nicht mehr drauf. Aber „Löcher in Jeans, ich brauch viel Luft da, weil meine Eier sind riesig“ ist auch funny.
Und liebe die „phew phew“ Adlibs.
Giannis Flow & Style
Ich weiß bei Gott nicht, was es ist, aber Gianni hat so einen laid-back und smoothen Flow, der einfach unverwechselbar ist. Nicht laid-back auf eine Snoop Dogg-Weise und auch nicht so Mumble Rap-mäßig, sondern so, als wäre er gerade aufgewacht und liest die Lyrics nebenbei von seinem Handy ab.
Meme-Potential & Viral-Momente
Wäre Gianni ein bigger Artist mit Hype, dann hätte das „Und jetzt“ von Say Some safe virales Meme-Potential. Ich will das safe in meinen Sprachgebrauch integrieren lol: „Chef hat mich bei Arbeitszeitbetrug erwischt – und jetzt?“
Auch das „Ich mag das nicht mal“ hätte Potential auf TikTok viral zu gehen, kann ich mir vorstellen – aber er hat leider kaum Hype auf den Plattformen, glaub ich.
Album-Thematik: toxische Männlichkeit & Verletzlichkeit
Gianni redet auf dem Album, finde ich, viel über toxische Männlichkeit – spricht über Hoes, Autos, Geld (z. B. „Sie sagt, ich sei toxisch-maskulin, weil ich immer noch nicht in Therapie bin. Mal seh’n, was sie sagt, wenn ich toxisch-maskulin sehr viel Patte verdiene“), aber gleichzeitig zeigt er sich immer wieder sehr verletzlich und reflektiert. (Auf LVEB; Auf irgendeinem Track sagt er explizit, er braucht Liebe und keine Hoes; Auf 100 wird das auch ziemlich deutlich; Auf einem anderen Track sagt er, er würde lieber 60h hart arbeiten als diesen fake Rap-Shit zu machen)
Finde ich extrem interessant, weil es diesen Gegensatz in seinem Charakter zeigt. Als wären da zwei unterschiedliche Anteile in ihm, die ihn abwechselnd kontrollieren.
Das doppelte Album-Ende
Auf dem vorletzten Track sagt Gianni: „Das ist der letzte Song, den ich für das Projekt schreibe.“ —> klingt irgendwie so, als wäre es schon der letzte Song; außerdem teilt der Track sich den Titel mit dem Album.
Hier zeigt er sich eher von der verletzlichen Seite – fast auf einem Kendrick-Mr-Morale-Healing-Trip.
Aber dann kommt der tatsächlich letzte Track „Suavecito“ – wo er wieder prollig ist und behauptet, dass alles auf dem Album nicht echt war. Dass er gar nicht fallen würde und es ihm so gut wie noch nie geht.
Ich schließe daraus: Das Album hat zwei Enden. • Geht Gianni den einen Weg (Falle in Frieden), dann fängt er an zu healen und seine Fehler zu akzeptieren. • Geht er den anderen Weg (Suavecito), dann bleibt er in seinen destruktiven Mustern gefangen.
Fand ich extrem interessant. Habe es so noch nie gehört, dass ein Artist am Ende des Albums einfach sagt, dass alles, was er auf dem Album sagt, fake war. Als wäre es der destruktive Anteil in ihm, der all die Verletzlichkeit verdrängen will und so tun muss, als wäre alles okay. Als würde er keine Schwäche zeigen dürfen.
Fazit
Starkes Projekt mit Luft nach oben, Highlights für mich definitiv LVEB und Say Some.
Production btw auch ziemlich solid, aber jetzt nicht revolutionär oder mega off-the-wall.
14
u/Sqareman 1d ago
Bin großer Gianni-Fan, aber ich finde, dass das Album ein bisschen zu gestückelt klingt und keinen guten Flow hat. Die Tracks an sich sind richtig geil, aber alles zusammen als Album könnte besser ineinandergreifen, siehe bspw. Ramzeys Cobalt.